Mietendeckel Berlin: Was wir dabei von New York lernen können 

Steigende Mietpreise, Wohnungsnot und knappe Kostenkalkulationen bei den Bewohnern: Der Mietmarkt in der Republik zeigt in allen Großstädten ein ähnliches Bild. Mit dem neuen Mietendeckel Gesetz in Berlin versucht die Hauptstadt, dem grassierenden Problem Herr zu werden. 
Nicht zum ersten Mal versucht eine Stadt, die Kontrolle über rasant steigende Mietpreise zu behalten. Ob der Mietendeckel Berlin eine Chance einräumt, den Wohnungsbedarf besser zu decken und zugleich den Immobilienmarkt stabil zu halten, wird vielerorts bezweifelt. Ein Mietendeckel Gesetz wird seit Jahren diskutiert, die Auswirkungen allerdings sind im Vorfeld kaum kalkulierbar. Immerhin zeigen Versuche aus der Vergangenheit, dass Verbote nicht zum gewünschten Ergebnis führen: Der Wohnungsmarkt und die Folgen einer staatlichen Regulierung sind schwer kalkulierbar. Schmerzhaft mussten dies Mieter und Eigentümer im New York der 60er Jahre erfahren, wo ein Versuch behördlicher Kontrolle krachend scheiterte. 

New York: Behörden übernehmen die Kontrolle über den Mietpreis

Zu Beginn der 50er Jahre übernahm der US-Bundesstaat New York mit der sogenannten „rent control“ die Regulation von Miethöhen und übergab diese Kontrollfunktion an ihre Städte. Man versuchte damit, der allgemeinen Wohnungsknappheit Herr zu werden, die der Zweite Weltkrieg ausgelöst hatte. Die niedrigen Mieten sollten an das aktuelle Marktniveau angeglichen werden, hofften die Entwickler der neuen Regelung. Die Folge allerdings waren große Unterschiede in der Miethöhe: Je nachdem, ob eine Wohnung im Viertel mit oder ohne Mietkontrolle lag. Wer eine günstige Wohnung mit „alter Miete“ hatte, verließ sie auf keinen Fall – die Leerstände gingen weiter zurück. 


Für die Vermieter waren die mietkontrollierten Besitzungen nicht mehr rentabel, denn die geringen Mieteinnahmen waren kaum kostendeckend. So wurde an allen Ecken und Enden gespart, Renovierungsstau zum Alltag. Die Gebäude verfielen und verloren noch weiter an Wert. Statt nötiger Modernisierungen behalfen sich Eigentümer damit, die Wohnungen zu unterteilen und an mehrere Parteien zu vermieten. Besonders für einkommensschwache Einwanderer aus Puerto Rico und dem Süden waren diese Mini-Behausungen attraktiv. Die Mieten stiegen also trotz „rent control“ – und der Staat reagierte mit der „rent stabilization“. Die Preise fielen ins Bodenlose, der Neubau von Appartements erreichte einen historischen Tiefpunkt, Hunderttausende von Wohnungen wurden einfach aufgegeben.

Abwanderung und Explosion der Preise: das Ende des Experimentes

Wer blieb, hatte mit wachsender Armut zu kämpfen. Die wohlhabenden Einwohner zog es in lohnendere Gebiete, nachdem sie jahrzehntelang von den niedrigen Mieten profitiert hatten. Zurück blieben die Einwanderer und ärmeren Bevölkerungsschichten, die sich nach dem Ende der Mietenkontrolle mit Mietpreisen konfrontiert sahen, die dreimal so schnell stiegen wie ihr Einkommen. 


Welche Entwicklung wird der Mietendeckel Berlin bringen? Wohin geht der Trend auf dem Wohnungsmarkt? Die nahe Zukunft wird es zeigen – doch wer die Erfahrungen der Vergangenheit betrachtet, wird diesem neuen, alten Konzept zumindest etwas skeptisch entgegensehen.