Die Bundeshauptstadt gehört spätestens zum neuen Jahrzehnt mehr denn je zu Europas Metropolen. Das betrifft nicht nur den weltweiten Tourismus, sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung mit den daraus resultierenden infrastrukturellen Notwendigkeiten.
In der Metropolregion Berlin/Brandenburg, alternativ Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg genannt, leben gut sechs Mio. Menschen, davon rund 3,6 Mio. in Berlin selbst. Die Wohnungsknappheit in der Bundeshauptstadt ist beängstigend; und zwar ganz unabhängig davon, ob und für wen der Mietwohnraum bezahlbar ist. Wenn die US-amerikanische Tesla Inc. ihre Planung realisiert, zukünftig Batterien und E-Autos in der Hauptstadtregion zu bauen, dann bedeutet das auf Anhieb einen Zuwachs von mehreren Tausend Arbeitsplätzen. Diese Tausende und weitere Beschäftigte brauchen Wohnraum, und die Frage lautet: Wo?
Mangelnder Wohnraum in Berlin – Kalifornien zeigt wie’s geht
Auf der einen Seite ist der Berliner Wohnungsmarkt, wie es genannt wird, weitgehend leergefegt. Auf der anderen Seite sind leistungsstarke Firmen und Start-Ups auf der Suche nach Mitarbeitern. Die finden sie allerdings nur dann, wenn ausreichend Wohnraum in Berlin vorhanden ist. Und so kann, wird oder muss die Devise der nahen Zukunft lauten: Darum kümmern wir uns selbst!
Im US-Bundesstaat Kalifornien zeigen Global Player wie Apple, Facebook & Co., wie es gehen kann. Sie investieren in den kommenden Jahren Milliardenbeträge, um für ihre Mitarbeiter Wohnraum zu schaffen. Die „Werkswohnungen“ sollen einerseits bezahlbar sein und andererseits in direkter oder vertretbar räumlicher Nähe zur Arbeitsstätte liegen. Zu solch neuen Satellitenstädten gehört wie selbstverständlich die notwendige Infrastruktur mit Verkehrsanbindung, Bildung, ärztlicher und medizinischer Versorgung bis hin zu Kultur und Freizeit. Für Bund, Länder und Gemeinden stellt sich die Frage, ob solche Modelle auch hier in Deutschland denkbar sind; beispielsweise als zukünftiger Wohncampus für Berlin.
Ziehen Berliner Tech Firmen nach?
Ein Blick auf die aktuelle Firmenstruktur in Berlin und Umland zeigt, wie notwendig vergleichbare Überlegungen sind:
- Mehrere DAX-Unternehmen sind mit Mitarbeiterzahlen im hohen vier- bis fünfstelligen Bereich hier am Ort vertreten
- MDAX-Unternehmen wie Axel Springer SE, Deutsche Wohnen SE, Rocket Internet SE oder Zalando SE habe ihren Hauptsitz in Berlin
- In der Dynamik an Unternehmensneugründungen und Unternehmenszuzügen zählt die Bundeshauptstadt zu den weltweit zwölf bedeutendsten Standorten
Die Wohnraumschaffung muss mit der Firmenexpansion mithalten können. Tut sie das nicht, wird zwangsläufig das Unternehmens- und Wirtschaftswachstum ausgebremst. Der Berliner Senat ist in dieser Situation eher hilf- und machtlos. Folglich werden und müssen Unternehmen wie Tesla, Zalando und Start-ups wie Delivery Hero zur Selbsthilfe greifen und zum Beispiel einen eigenen Wohncampus in Berlin errichten.
Wohncampus als Lösung?
Diese Situation erinnert entfernt an die Industrialisierung des Ruhrgebietes vor etwa 150 Jahren. Damals bauten Unternehmer wie Krupp und Thyssen Werkswohnungen für die Bergarbeiter, heutzutage bekannt als Zechensiedlungen. Hier in der Hauptstadtregion kann der Wohncampus für Berlin durchaus eine Zukunftslösung sein. Und so könnten schon bald die Inserate für Wohnraum in Berlin lauten:
‚Modernes Wohnen im Zalando-Wohncampus von Berlin‘ oder ‚Wohnung zu vermieten im Tesla-Wohncampus bei Grünheide/Brandenburg‘.